Kein Upgrade: Ahamada weg, Haraguchi & Gil da

img

Es sind die Ahamada-Wochen: Am Ausgleich von Mainz beteiligt, am 1:0 von Hoffenheim die Füße drin, dann zwei Tore vorbereitet und als „krönenden Abschluss“ eine gelb-rote „Pflichtkarte“, weil er mit den Fans gejubelt hat. Naouirou wechselt nun in die Premier League zu Crystal Palace (derzeit Tabellenzwölfter). Als Ablösesumme kursieren rund 12 Millionen Euro. Ausgerechnet jetzt, wo ich endlich seinen Vornamen schreiben kann ohne zu googlen, verlässt Ahamada den VfB und zwar als Stammspieler (17 Spiele in der Startelf, 2 Tore, 2 Assists). Im Gegenzug kommen Gil Dias und Genki Haraguchi, beide für wohl jeweils eine Million Euro. Top, für die 12 Millionen aus einem Ahamada-Transfer könnten wir vielleicht für die VIPs noch zwei-drei weitere Feature in die Haupttribüne einbauen. #VfB — Allan Mask (Blauer Haken) (@mta1209) January 30, 2023 Ahamada war ein typischer Mislintat-Transfer: jung, unbekannt, französisch, entwicklungsfähig. Der damals 18 Jahre alte Franzose kam aus der zweiten Mannschaft des italienischen Meisters Juventus Turin und wurde zunächst ausgeliehen. “Naouirou Ahamada ist im Jahrgang 2002 eines der Toptalente in Frankreich. Er bringt nach unserer Überzeugung die fußballerische Qualität und auch die entsprechende Mentalität mit, um als fester Bestandteil unseres Profikaders schnell die nächsten Schritte in seiner Entwicklung zu machen”, sagte Mislintat 2010. Ahamada benötigte Anlaufzeit, um im März 2021 nach seinem ersten Startelfeinsatz von der StZ/StN als “großes Versprechen für die Zukunft” bezeichnet zu werden. Er hatte gegen Hoffenheim sein zweites Bundesligaspiel gemacht und wusste zu überzeugen. Ein Woche später gegen Bayern München sah man allerdings noch seine Jugend und auch wie viel ihm noch zum Bundesligaspieler fehlt. Wenig später gegen Leipzig sah er am 31. Spieltag eine rote Karte. Sein Einstiegen wirkte damals viel zu ungestüm, in Zweikämpfen verhielt er sich nicht clever genug, wahrscheinlich wollte er zu viel. Der VfB zog nach der Saison die Kaufoption in Höhe von 1,5 Millionen Euro: “Er ist ein sehr kompletter zentraler Mittelfeldspieler, der ein gutes Raumgefühl hat, aggressiv verteidigen und trotzdem gut kicken kann“, lobte Mislintat. Die Saison darauf war aber aufgrund von Verletzungen eine verlorene für Ahamada. In der aktuellen Saison gelang ihm als designierter Mangala-Nachfolger der Durchbruch, auch wenn er immer noch recht wild agierte: In Zweikämpfen stellte er sich zwar deutlich besser an, verirrte sich aber oft in den falschen Räumen, verpasste so manches Abspiel, wirkte manchmal zu zappelig und defensiv oft unkonzentriert. Man hatte man den Eindruck, er wäre nicht richtig bei der Sache. Aber er hat das Auge für Schnittstellen, kann sich durch geschickte Drehungen im Mittelfeld Raum verschaffen und verfügt über einen guten Distanzschuss. Seine Entwicklung ist nach der einigermaßen stabilen Hinrunde noch lange nicht zu Ende, mindestens mal die Rückrunde beim VfB hätte ihm gut getan. Aber es lockt die Premier League und vor allem das große Geld – auch für den klammen VfB. Im Sommer hätte sich wohl eine noch höhere Summe erzielen lassen, aber es ist schon länger bekannt, dass der VfB dringend Transfererlöse im Winter benötigt, um Finanzlöcher zu stopfen. Erstaunlich vor allem, weil vor kurzem Unsummen für Dan-Axel Zagadou ausgegeben wurden. Fabian Wohlgemuth musste einen absoluten Stammspieler ersetzen. Da er in Interviews ständig von Erfahrung und Führung sprach, lag die Vermutung nahe, dass er nur erfahrene Spieler im Blick hat, die die Bundesliga kennen und die deutsch sprechen. Schließlich sollten die Neuverpflichtung(en) dem jungen Team Halt geben im vermutlich aufreibenden Abstiegskampf. Wie wurde Gil Dias eigentlich gescoutet? Anhand vergangener Spiele kann das ja nicht geschehen sein ? #VfB — Marco Lenz (@Marco_Lenz) January 30, 2023 Wahrscheinlich hat der VfB ChatGPT befragt: Gil Dias als Soforthilfe? Der polyvalente Work & Travel-Spieler von Benfica Lissabon (Vertrag bis 2025), der in sechs Ländern bei zehn Vereinen nichts gerissen hat, soll jetzt dem VfB sofort weiterhelfen und den jungen Spielern Orientierung geben? Das klingt sehr unrealistisch. Dazu kommt: In dieser Saison hat Dias noch überhaupt keine Spielpraxis, wie soll er kurzfristig ein Faktor werden beim VfB? Das sieht nach herausragenden Überredungskünsten eines Beraters oder wie eine Misintat’sche Wette aus, nur dass Dias nicht unter 20 ist und nicht französisch spricht. Von seinen vielen Stationen bringt Dias „Erfahrung“ mit, durchgesetzt hat er sich bei keinem Verein. Wenn der VfB mit Ito, Endo und Haraguchi startet. pic.twitter.com/6I5DICZnY0 — Vertikalpass (@vertikalpass) January 30, 2023 Mit Genki Haraguchi von Union Berlin (Vertrag bis 2024) kommt der gewünschte kreative und erfahrene Spieler (31) fürs Mittelfeld. In der laufenden Saison kam er elf Mal (5x ein, 6x ausgewechselt) zum Einsatz und blieb ohne Scorerpunkt. Der fleißige Haraguchi befindet sich wohl eher nicht auf seinem Karrierehöhepunkt, kann dem VfB aber mit seinem Spielverständnis helfen. Die Verpflichtung des Japaners könnte auch eine Systemumstellung nach sich ziehen: Vom bisher praktizierten 4-3-3 zu einem 4-4-2. Hoffen wir, dass Haraguchi mehr in Richtung Wataru Endo geht als in Hajime Hosogai und einen ähnlichen Effekt hat wie 2011 Tamas Hajnal, der damals und Labbadia unter Bobic als Wintertransfer kam. Erscheint der Transfer von Haraguchi noch nachvollziehbar und sinnvoll, so sind bei Dias sehr große Zweifel angebracht. Bruno Labbadia ist jedenfalls alles andere als begeistert, wie er auf der Spieltags-PK durchklingen ließ: Der Abgang Ahamadas ist nicht in seinem Sinne, “aber wenn die finanzielle Situation so ist, dass wir ihn abgeben müssen, (…) müssen wir Dinge akzeptieren, die für die sportliche Situation nicht optimal sind. Ich würde lieber mit den Spielern weiter machen, mit denen wir sechs Wochen gearbeitet haben, als Neuzugänge zu haben”. Eine Verbesserung ist es für ihn nicht und das war eigentlich die Zielsetzung der Transferperiode. Aber vielleicht kommt ja noch was. Ich werde wie bei Orel Mangala den weiteren Weg Ahamadas beobachten. Es kann sein, dass die doch etwas komfortablere Tabellensituation von Crystal Palace ihm bei seiner weiteren Entwicklung hilft. Vielen Dank für alles, Naouirou. Und viel Erfolg in England! Herzlich Willkommen, Genki Haraguchi und Gil Dias! Zum Weiterlesen: Der VfB präsentiert weitere Neuzugänge: “SPORTFIVE unterstützt mit einem eigens dafür aufgestellten VfB-Team in Stuttgart die Akquise von Sponsoren und Partnern.” Wichtig: “Der VfB behält dabei sämtliche Vermarktungsrechte vollumfänglich in der eigenen Hand.“ Zur Meldung. Bild: Christof Stache/AFP via Getty Images Der Beitrag Kein Upgrade: Ahamada weg, Haraguchi & Gil da erschien zuerst auf Vertikalpass.

×